Heute möchte ich dich mitnehmen auf eine kleine Reise hinter den Wahrnehmungsspiegel unserer Erfahrungswelt.
Begriffe wie Überzeugungen, Glaubenssätze, Unterbewusstsein und Spiegelgesetze sind ja heutzutage salonfähig geworden. Viele Menschen haben mittlerweile ein Grundverständnis dafür, dass unsere Erfahrungen und die damit verbundenen Glaubenssätze unser Leben beeinflussen.
Doch was bedeutet das konkret und praktisch?
Gerade in unserer Kindheit bekommen wir gesagt und vorgelebt, was geht und was nicht geht, was gut oder schlecht ist und was scheinbar möglich oder unmöglich ist.
Auch nehmen wir viele nonverbale Botschaften auf in Form von Zuneigung oder Ablehnung, Unterstützung oder Verlassenheit.
Diese prägen dann unsere Wahrnehmung, wie wir die Welt und die Menschen um uns herum erleben. Entweder bewerten wir das Leben dann als gerecht oder ungerecht, freundlich oder feindlich.
Ich bezeichne diese gespeicherten Botschaften gerne als Abdrücke oder Imprints/Stempel/Muster in unserem Gehirn, die sich dann als (Verhaltens)Muster verselbstständigen und über unser Verhalten und Empfinden in der Gegenwart bestimmen.
Beispiel aus der Praxis:
Kürzlich suchte mich eine 48-jährige Frau auf, weil sie unter unerklärlichen Angstzuständen vor ihrer Arbeit litt. Das ging so weit, dass sie an ihrem freien Tag vor der Arbeit keine Ruhe fand und starke Versagensängste sich breitmachten. Sie erklärte mir, dass es überhaupt keinen Sinn ergäbe, da sie sich sehr gut mit ihren Kollegen und dem Vorgesetzten verstehe. Auf rationaler Ebene schienen diese Ängste absoluter Humbug zu sein.
Im Laufe des Gesprächs kam heraus, dass sie im Alter von 12 Jahren ein einschneidendes Erlebnis mit ihrem Mathelehrer hatte. Sie schilderte die Situation und erinnerte sich, wie er sie vor der ganzen Klasse angeschrien habe und sagte: „Du bist das Dümmste, was ich in meiner gesamten Lehrtätigkeit erlebt habe!“
Das hat sich natürlich in ihrem ganzen System eingebrannt! Dadurch entwickelte sich das unbewusste Glaubensmuster: „Ich bin dumm, und wenn das jemand bemerkt, werde ich in der Öffentlichkeit bloßgestellt!“ Das Verhaltensmuster war Folgendes: Sie machte sich enormen Druck im Job absolut perfekt zu sein und erlaubte sich keinerlei Fehler. Wenn doch mal eine Kleinigkeit schiefging, machte sie sich teilweise noch wochenlang Vorwürfe. Sie arbeitete teilweise bis zur Erschöpfung, fühlte sich allein verantwortlich für den Ablauf von Projekten, obwohl sie ein Team hatte und so weiter…Wir machten uns an die Auflösung dieser Erinnerung und als wir nach mehreren Schichten durch waren, öffnete sie ihre Augen, und sagte: „So ein Blödsinn, was er da gesagt hat! Ich glaube, er hat sich gerade entschuldigt. Jetzt kann ich ihm verzeihen.“
Die (alte) emotionale Ladung war im Erinnerungsspeicher gelöst, der Druck verschwand, das alte Bild und die damit verbundenen Emotionen haben sich verändert und die Versagensängste verabschiedeten sich aus ihrem Leben. Heute kann sie mit einer gesunden Gelassenheit ihren Job erfüllen, ohne sich allein für alles verantwortlich zu fühlen. Fehler sieht sie mittlerweile als etwas Menschliches an.
Fazit: Sie hatte als erwachsene Frau nicht wirklich Angst vor ihrem heutigen Vorgesetzten, sondern unbewusst noch vor dem Mathelehrer und der vergangenen Demütigung.
Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie emotional geladene Erfahrungen, die nicht verarbeitet wurden, unser Leben im Erwachsenenalter noch bestimmen können.
Das ist auch der Grund, warum das Rezitieren von einfachen Affirmationen oder bloße Mindset-Arbeit nicht greift. Wir müssen erst das Veto in uns auffinden und lösen. Das ist wie mit der Wohnungseinrichtung. Willst du ein neues Möbelstück in deinem Zimmer, muss das alte erst entsorgt werden. Ähnlich verhält es sich auch mit unserem Bewusstseinsraum.
Einige Glaubensmuster sind uns bekannt und vertraut, viele sind aber auch im Unterbewusstsein verborgen und beeinflussen uns unwissentlich.
Hier sind einige Beispiele, wie sich Glaubensmuster in Gedankenform äußern können:
Lebensfördernde Glaubenssätze:
- Das Universum ist ein freundlicher Ort
- Ich kenne meine Möglichkeiten und meine Grenzen
- Es gibt immer einen Weg
- Jede Herausforderung bringt mir Wachstum
- Das Leben gibt mir immer Rückenwind
- Alles was mir bestimmt ist, kommt sowieso von selbst
Lebensverneinende Glaubenssätze:
- Das ist doch alles sinnlos
- Ich weiß gar nicht was ich hier soll
- Was hab‘ ich schon zu melden
- Von nichts kommt nichts
- Ich muss kämpfen
- Ein Indianer kennt keinen Schmerz
Fragen zur Ortung des Ursprungs:
- Woher kenne ich das Gefühl?
- Wann habe ich mich schon einmal so gefühlt?
- Seit wann denke ich so?
- Wer hat mir das gesagt?
- Wer hat mir dieses Gefühl vermittelt?
- Ist das jetzt in meinem Erwachsenenalter wirklich noch wahr?
Hinweis: „Kleine“ destruktive Glaubenssätze kannst du durch Reflexion und Neubestimmung gut selbst umprogrammieren.
Hast du allerdings gewichtige Themen aufgrund belastender Erfahrungen aus der Vergangenheit, suche dir bitte eine Begleitperson, der du vertrauen kannst, um das Thema dahinter zu lösen. Ansonsten besteht die Gefahr einer Retraumatisierung.
Wenn ich dich in deinem Prozess unterstützen darf, freue ich mich von dir zu hören!
Alles Liebe für dich und deinen Entfaltungsprozess
Vio
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